past children's  books

Meine Sammlung - Alte Kinder- und Jugendliteratur

Bernhard und Theodore Löwensohn - die zweite Generation der Bilderbücherdynasty


Bernhard Löwensohn

Theodore Löwensohn

Bernhard Löwensohn wurde am 10. Mai 1849 als erstes Kind von Gerson und Helene Löwensohn geboren. Er besuchte zunächst die Volksschule und danach erfolgte 1859/60 die Ausbildung an der Königlichen Gewerbeschule Fürth zum Kaufmann. 

Theodore Löwensohn wurde am 21.Februar 1853 als drittes Kind von Gerson und Helene Löwensohn geboren. Er absolvierte ebenfalls die Volksschule und ab 1864 erlernte er ebenfalls den Beruf eines Kaufmannes an der Königlichen Gewerbeschule Fürth 


Anwesenheitsliste



Erlaubnis zum Vorrücken in den zweiten Kurs.


Notenspiegel

Beide Söhne halfen in der Freizeit dem Vater im Geschäft. Nach dem Abitur von Bernhard stellte dieser im Jahr 1868 einen Antrag auf Auswanderung nach Nordamerika der dann im Juli 1868 gewährt wird. Warum er dies tat ist nicht bekannt. 

Nach dem der Vater am 24.Februar 1871 gestorben war gab die Witwe Helene Löwensohn im Fürther Tagesblatt bekannt, dass Sie das Geschäft mit Ihrem 18 jährigen Sohn Theodore weiter führen würde:

Nachdem Bernhard wohl im Sommer des gleichen Jahres aus Amerika zurück gekehrt war übernahmen die beiden Brüder die Leitung der Firma. Zur Weiterführung und Vergrößerung des von ihrem Vater geerbten Verlages kam den Söhnen der glückliche Umstand zu Gute, dass sie auf das Vermögen ihres Großvaters Isaac Löwensohn (1777-1854) zurückgreifen konnten, das dieser als Kaufmann und Aktionär der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth erworben hatte.

1876 erwarben sie die erste Steindruckschnellpresse (warscheinlich eine Walter-Rotations-Presse), mittels Gasmotor betrieben, dadurch erhöhte sich die Produktion nach Inbetriebnahme von täglich 400 auf 3000 Drucke. Aus dem Handwerkbetrieb wurde ein Fabrikbetrieb. "Hatte die Firma, die sich auch Bilderbuchfabrik nannte, zuerst aus England Vorlagen importiert, so exportierte sie nun Bilderbücher "von Schweden bis Spanien und von England bis in die Türkei und Griechenland".

Da die Räume in der Sternengasse zu klein geworden waren zog man 1876 in die Blumenstraße um. Hier errichtete man zur gleichen Zeit eine Buchbinderei und kurz darauf eine Buchdruckerei so dass mit Ausnahme des Papiers und der Pappen die vollständige Herstellung der Bilderbücher im eigenen Hause erfolgte.  




Da sich nun die Tätigkeits-schwerpunkte verlagert hatten verkaufte man am 01.02.1877 die bestehende Sortimentsbuchhandlung an die ansässige Buchhandlung J.Scherber in der Blumenstr. 20.

1882 zogen sie aus der Innenstadt in den östlichen Stadtteil in die Sommerstrasse 16-18/ Ecke Birkenstr. ,in einen Neubau der mit allen technischen Neuerungen ,darunter auch elektrisches Licht, ausgestattet war und wo sie sich immer wieder erweitern konnten.

Sie produzierten nun mittlerweile Bilderbücher aller Art, nicht nur für Kinder, sondern auch naturwissenschaftliche für Erwachsene in vielen Sprachen wie z.B. Französich, Englisch, Schwedisch, Dänisch, Niederländisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch, Ungarisch und Spanisch. Mit den vielen fremdsprachigen Büchern war Löwensohn natürlich auch sehr exportorientiert.

Bereits am 03.August 1880 wurden dann Bernhard und Theodore Inhaber der 1844 gegründeten Bilderbücherfabrik Löwensohn! 

Im gleichen Jahr heiratete Bernhard Sophie Morgenstern (1862 - 1927) mit der er zwei Töchter : Frieda (1882-1957) und Emmy (1887 - 1941) hatte.

In den Räumen der Sommerstr. gründete unter anderem auch der selbständige Unternehmer Hugo Ludwig Kleefeld (1857-1908) im Jahr 1884 seine später sehr bekannte Spielefabrik L.Kleefeld und Co, Wobei das Co für die Commandetisten Bernhard und Theodore Löwensohn stand die sich am Aufbau der Firma mit einer Einlage von 25.000,- Reichsmark (125.000,-€)beteiligt hatten. Die Firma wuchs schnell auch wegen der engen Zusammenarbeit mit dem Bilderbuchverlag. Die Druckvorlagen für die Spielfelder und Schachteln wurden von Löwensohn gedruckt. Kleefeld hatte warscheinlich eine Ausbildung in der Firma Löwensohn erfahren und auch sein Halbbruder Albert Rosenfelder ist mit der Firma Löwensohn später eng verbunden. Eine weitere Verbindung zu der Firma Löwensohn ergab sich aus der Heirat Ludwig Kleefeld's mit Thekla Stockheim die die Schwester von Rosa Stockheim war, die 1882 Theodore Löwensohn geheiratet hat.

Das Paar hatte drei Kinder:

Gustav Löwensohn (1883 - 1943), Johanna Löwensohn (1886 - 1934) und Robert Löwensohn (1895 - 1945). Die Familie wohnte zunächst im 2. Stock der Blumenstr. 15 über den Fabrikräumen der Bilderbücherfabrik. Später (1889/90) ließen sie sich zusammen mit seinem Bruder Bernhard und seiner Frau ein prächtiges Doppelwohnhaus in der Hornschuchpromenade 3 & 4 erbauen.

Es war die Zeit der engsten familiären und wirtschaftlichen Verpflechtung der beiden Firmen Löwensohn und Kleefeld. Dies zeigt sich auch bei den verschiedenen Produkten der beiden Firmen. So gibt es z.B. von der bekannten Kinderbuchgestalterin Gertrud  Caspari (1873 - 1948) sowohl Bilderbücher bei Löwensohn als auch ein Domino-Spiel bei Klee. Das gleiche gilt auch für die Illustratorin Anny Engelmann (Suska) und Curt Junghändel. Leider wurde das Klee-Archiv im Februar 1945 zerstört so das keine Entwurfzeichnungen oder Muster mehr gibt.

1885 gründeten sie zusammen mit Christoph Schreier eine Fabrik zur Herstellung von geprägten Papieren und Gratulationskarten


1890 wurde wie bereits kurz erwähnt der Halbbruder von Ludwig Kleefeld - Albert Rosenfelder als Teilhaber für 100.000 Goldmark bei Löwensohn übernommen und aus der Firma wurde eine OHG. Rosenfelder blieb trotzdem Prokurist bei der Firma Kleefeld.



Zu seiner Blütezeit waren bei Löwensohn Hunderte von Arbeitern beschäftigt. Der damalige Briefkopf des Unternehmens zeigte das Fabrikgebäude in der Sommerstraße mit rauchenden Schornstein, dem stolzen Symbol der Industriezeit. Der Slogan des Logos lautete "Bilderbücher in allen Sprachen" 1894 produzierte Löwensohn über 700 Titel in elf verschieden Sprachen. Das Unternehmen förderte die Tatsache, dass Bilderbücher in jeder Sprache geliefert werden konnten, solange der Text vom Käufer bereit gestellt wurde. 

1893/94 umfasste das Verlagsprogramm Pappbilderbücher, Leinwand-Bilderbücher, Bilderbücher mit und ohne Text für das Baby- und Kleinkinderalter, ABC-Bücher, verschiedene Märchensammlungen, Erzählungen, Einführungen in Zoologie, Botanik,  Ethnologie und Geschichte, Militärbilderbücher sowie Kinderbuchklassiker.

Die Firmeninhaber waren allerdings auch für die damalige Zeit sehr sozial eingestellt, so gründeten sie 1894 eine Stiftung für Witwen. Ausscheidene Mitarbeiter erhalten nach 25jähriger Betriebszugehörigkeit eine Rente und Hinterbliebende von Mitarbeitern, die zehn Jahre im Betrieb waren, einen Zuschuß.

Aus der Zeit zwischen 1894 bis ca. 1909 gibt es leider kaum Informationen. Am 17.Januar 1905 wird dem Sohn von Theodore Löwensohn mit 22 Jahren die Einzelprokura erteilt  - Er erhält also die Vollmacht, den Betrieb nach außen zu vertreten und die erlaubten Befugnisse auszuüben, ohne dass das in Zusammenarbeit oder als gemeinsame Entscheidung mit einem anderen Prokuristen der Firma erfolgen muss.

Als Bernhard Löwensohn 1910 stirbt, tritt sein Neffe Gustav an seine Stelle. 

1914 ensteht der spätere Offsetbau. Die hohe Belastbarkeit des Neubaus von 3000 Kilogramm pro Quadratmeter in allen Stockwerken war für die spätere Aufstellung von Offsetmaschinen, für den Ausbau der Versandabteilung und für die Schaffung von Lagerräumen von großer Bedeutung und zeugte von weitsichtiger Planung. 

1916 folgte auf den Tod von Albert Rosenfelder im Juli 1916 dessen Sohn Ernst, und am 01.07.1919 trat Robert Löwensohn nach dem Rückzug seines Vaters Theodore Löwensohn ins Privatleben (er stirbt am 10.April 1931 im Alter von 78 Jahren) in die Firmenleitung ein. Somit war die 3.Generation an der Firmenspitze.


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