Die Blauband - Woche (Margarinehersteller als Kinderbuchverlage)
Nachdem 1887 die Margarineeinfuhr nach Deutschland mit einem Schutzzoll versteuert wurde, entschieden sich speziell zwei niederländische Unternehmen 1888 ihre Betriebsstätten nach Deutschland zu verlegen. Es war zu einem die Firma des Fabrikanten Simon van der Bergh und zum anderen Jan Jurgens von "Jurgens & Prinzen , beide aus Oss in Nord-Brabant stammend.
Van der Berg ging nach Kellen bei Kleve und Jurgens ins nahegelegene Goch. Beide Firmen lagen von Anfang an im Konkurrenzkampf miteinander und waren bestrebt ihren Einfluss zu vergrößern in dem die Werbewirksamkeit des Unternehmens erhöht wurde. Dies tat Jurgens in dem er im September 1909 die Zeitschrift "Der kleine Coco" gründete in der Gedichte, Märchen, Sach- und Tiergeschichten, Rätsel und Preisauschreiben sowie natürlich auch Koch- und Backrezepte waren. Man veröffentlichte allerdings keinerlei Bildergeschichten im Stile von Wilhelm Busch noch Comics. Nachdem 1915 die deutsche Reichsregierung die Preise unter anderem auch für Margarine neu festlegte machte sich die Werbung überflüssig und man stellte den "Coco" bis 1924 ein. Jurgens brachte 1924 eine neue Margarinenmarke mit dem Namen "Rahma buttergleich" auf den Markt und stieß sofort auf erneute Konkurrenz mit der Firma von Van der Berg die bis dahin hauptsächlich durch die Marke "Sanella" bekannt war und nun ebenfalls eine neue Margarine bereits mit dem Namen "Blauband" am Start hatte. Jurgens brachte den "Kleinen Coco" im September 1924 wieder ins Rennen und bereits im Dezember 1924 brachte dann Van der Berg seine eigene Kinderzeitschrift "Die Blauband-Woche" auf dem Markt. Die erste Werbung hierzu wurde bereits am 09.12.1924 in den Tageszeitungen gedruckt und obwohl das erste Heft mit der Nummer 1 des Jahres 1925 versehen war konnte man es schon zu Weihnachten beim Kauf von "Blauband" Margarine kostenlos verlangen.
Die Zeitschrift war sechzehn Seiten stark und beinhaltete Geschichten, Rätsel und Wettbewerbe wie beim "Coco" aber sie enthielt auch Comicstrips. Sie erschien wöchentlich und war zweifarbig gedruckt. Ihr wichtigster Illustrator war Emmerich Huber neben seinem Kollegen Johan Frederik Graffmann. E. Huber wurde am 24.09.1903 in Wien geboren und starb am 10.August 1979 in Berlin. Huber war nicht nur Illustrator sondern auch Werbe-zeichner, Comiczeichner und Karrikaturist. Als junger Mann war er technischer Zeichner was ihn allerdings nicht ausfüllte und so ließ er sich an der Berliner Volkshochschule zum Maler und Illustrator ausbilden.
Werbung für die ab bereits Dezember erschienene "Blauband-Woche"
Nach der Ausbildung nahm Huber 1924 eine Stelle in der Werbeabteilung des Verlags Rudolf Mosse in Berlin an, an den die Illustrationen für die Blauband-Woche vergeben wurden.Bis warscheinlich 1927 war er dort fest angestellt bis er sich dann Selbständig machte aber weiter als Zeichner für die "Blauband-Woche" tätig war.
Werbung aus den Tageszeitungen von 1925 und 1926
Er zeichnete neben den Werbeartikeln vollwertige Cartoons und Comics im amerikanischen Stil. Seine wohl bekannteste Figur war in diesem Zusammenhang "Onkel Jup" der von Ausgabe
35/1925 - 6/1931 in unregelmäßigen Abständen in der Blauband-Woche erschien. Die Auflagenstärke der "Blauband-Woche" lag wohl bei ca. einer Million Exemplare. Bei den Preisauschreiben mit Rätselfragen aber auch Zeichenwettbewerben waren Preise bis zu 3000 Mark zu gewinnen (siehe Heft 40/1928). Am 19.Juni 1929 fusionierten die beiden großen Margarinefirmen zur "Margarine-Verkaufs-Union" und der Wettbewerb war damit beendet. Dies wurde bereits durch eine Werbeannonce in der Blauband-Woche bekannt gegeben.
Trotzdem dauerte es noch bis April 1931 das auch die drei bis dahin erschienen Zeitschriften "Der kleine Coco", "Fips, die heitere Post vom kleinen Coco" bzw. "Die Rama-Post vom lustigen Fips" und "Die Blauband-Woche" zusammengefasst wurden und unter dem Namen "Rama im Blauband" heraus gegeben wurde. Leider wurde die Zeitschrift bereits Ende Februar 1932 nach 48 Auflagen wieder eingestellt - Grund hierfür war wohl ein am 09.März 1932 neu erschienenes Gesetz, dass unter Androhung von Strafverfolgung verbot, Waren und Dienstleistungen beim Kauf zu verschenken.
Onkel Jup Comic von Emmerich Huber 1927
Auf den weiteren Seiten die Cover der mir vorliegenden Zeitschriften der "Blauband-Woche" und der "Rama-Woche im Blauband"