Hans Kunterbunt (1926 - 1941)
Hans Kunterbunt war die Kinder- Beilage der Leipziger Tageszeitung " Leipziger Neueste Nachrichten ". Die Zeitung Leipziger Neueste Nachrichten erschien von 1892 bis 1945 und zählte zu den führenden und auflagenstärksten Tageszeitungen der Zwischenkriegszeit. Sie erschien 7 mal wöchentlich und hatte eine Auflage zwischen 150.000 und 200.000. Druck: " Offset - Rotationsdruck Edgar Herfurth & Co." Schriftleiter 1926 Heft 1 - : Hans Gränitz ab Heft 2 Dr,Alfred Lehmann in Zusammenarbeit mit Erhard Rühle und ab dem Heft 26/1927 Erhard Rühle alleine. Die Durchschnittsauflage lag z.B. im 3. Quartal 1935: über 165 000 Stück. Die Anzahl der Seiten betrug immer 16.
Das Heft 1 erschien von September 1926 bis mindestens April 1941 (mindestens 16 Jahrgänge sind bekannt). 1926 gab es nur 8 Hefte, da erst im Herbst gegründet . Die Erscheinungsweise war alle 14 Tage (immer Dienstags) ,durchschnittlich gab es 26 Ausgaben im Jahr. Bezugsmöglichkeiten über alle Buchhandlungen, Schreibwarengeschäfte, Zeitungskioske, im Straßenhandel und natürlich beim Verlag . Einzelnummern kosteten 10 Pfennig bzw. 20 Groschen in Österreich ,bei Zustellung durch die Post vierteljährlich 90 Pf .
Bedingt durch den Kriegsausbruch erschienen ab 1938 die Hefte in folgendem Rhythmus
-1938 : 21 Hefte (Januar Heft 1 und 2, Februar Heft 3, März Heft 4 und 5, April Heft 6 und 7, Mai Heft 8 und 9, Juni Heft 10, Juli Heft 11 und 12, August Heft 13 und 14, September Heft 15 und 16, Oktober Heft 17, November Heft 18 und 19, Dezember Heft 20 und 21)
- 1939 : 16 Ausgaben (Januar Heft 1 und 2, Februar Heft 3 und 4, März Heft 5, April Heft 6 und 7, Mai Heft 8 und 9, Juni Heft 10 und 11, Juli Heft 12, August Heft 13, September Heft 14 und 15, Oktober und November sind nicht erschienen, Dezember Heft 16)
- 1940 : 12 Ausgaben (Januar Heft 1 und 2, Februar nicht erschienen, ab März monatlich 1 Heft - Nr.3 - 12)
- 1941 : Hefte 1 bis 4 ( April 1941 ), evtl. gab es aber auch mehr Hefte (Quelle: Deutsche National Bibliothek und Erik John)
Eventuell gab es auch ein Heft Nr. 5, da in Heft 4 Hinweise auf eine weitere Fortsetzung der Reihe " Kameradschaft Großgeschrieben " gemacht werden. Konkret : Im Artikel " Erster Heimaturlaub " der Reihe " Kameradschaft Großgeschrieben " (ging in Heft 3 los) , stand der Hinweis " Fortsetzung im nächsten Heft" . Auch gibt es in Heft 4 keine Ankündigung das die Serie eingestellt wird. ( Info Erik John)
Die Titelgestalt des Heftes " Hans Kunterbunt " ( ein bunter Kasper aus Holz ) entstand aus Vorlagen und Motiven der Grünhainicher Firma Wendt & Kühn, welche damals ( und bis heute ) diese hölzerne Figur in Handarbeit herstellte. Diese Firma wurde 1915 in Grünhainichen / Sa. gegründet und verwendet bis heute die Figur des Hans Kunterbunt für Ihre Produkte (Schnitzarbeiten) . Hefte mit solchen Informationen sind auch bei bei Sammlern von Schnitzarbeiten aus dem Erzgebirge sehr beliebt.
In den Jahrgängen von 1932 - 1936 finden sich viele Beiträge zur Schnitzkunst im Erzgebirge der damaligen Zeit (siehe hierzu spezielles Bildmaterial auf den weiteren Seiten)
" Hans Kunterbunt " wurde auch nach Österreich ausgeliefert. Nach Österreich wurden die Hefte direkt von Leipzig mit der Post geschickt, indem einfach die Briefmarke auf das Heft geklebt wurde und dann auch von der Post abgestempelt wurde. Auf diese Weise überschritt Hans Kunterbunt das Verbreitungsgebiet der Leipziger Neuesten Nachrichten erheblich und kann insofern nicht nur zu den Beilagen, sondern auch zu den selbständigen Kinderzeitungen gezählt werden.
Wie entstand nun diese Zeitschrift? Dazu gab es in den Ausgaben zum 10jährigen bestehen der Zeitschrift in den Heften 1 & 2 einen aufschlussreichen und interessanten Beitrag für die jungen Leser:
Comics waren im " Hans Kunterbunt " ebenfalls enthalten , meist auf den beiden Seiten in Heftmitte und auf der letzten Seite (zum Beispiel die Bildergeschichte von Uhl " Ping und Päng " Diese Bildergeschichte in Fortsetzungen handelt von den Abenteuern zweier Pinguine. Die Serie beginnt im Heft 19/1938 und endet im Heft 13/1939 mit dem 16. Abenteuer. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Bildergeschichte von Cefischer mit dem Namen "Ping und Pong" die 1931 veröffentlicht wurde obwohl Ähnlichkeiten vorhanden sind. Ping selber bekam ja 1950 ein eigenens Buch gewidmet - eine einzelne Geschichte nur mit Ping gab es bereits 1932 im Hans Kunterbunt. Eine weitere Serie war die Geschichte von "Hans Volldampf" die von Erhard Rühle selbst verfasst wurde - seine Geschichten als Sportler, Handwerker, Späßemacher oder über seine Weltreise zogen sich über einen längeren Zeitraum von 1926 - 1929 hin. (zu den Comics siehe im Bildmaterial auf den folgenden Seiten).
Auch die Science Fiction kam beim Hans Kunterbunt zum tragen wenn auch nur in einer Ausgabe von 1927 und leider ohne Angaben zum Autor und auch nicht zum Illustrator.
Hans Kunterbunt präsentierte eine Mischung von Reportagen, Kurzgeschichten, Fortsetzungsromanen, Rätsel, Witzen und Bildgeschichten - für jeden Geschmack etwas. Doch wer war "Hans Kunterbunt" diese Frage stellten sich viele Kinder und schrieben deswegen auch oft an den Verlag und 1937 bekamen sie dann eine Antwort - ein Bild desjenigen der Hans Kunterbunt sein soll - Ich vermute das es ein Bild von Erhard Rühle ist der ja als Schriftführer verantworlich für die Zeitschrift war.
Natürlich bot Hans Kunterbunt noch mehr, so zum Beispiel ein Sommerfest im Jahr 1937 oder ein Faschingsfest 1938. Viele interessante Preisausschreiben bei denen es sehr atraktive Preise zu gewinnen gab wie z.B. ein Fahrrad.
Besonders einige Zeichner, die an dieser Zeitschrift mitwirkten, verdienen hier besondere Beachtung:
In den 16 Jahren tauchen viele interessante Namen auf die in der damaligen Zeit gerade ihre ersten Schritte als Künstler unternahmen oder bereits einen Namen hatten. Einige von Ihnen arbeiteten auch für andere Kinderzeitschriften wie "Der (deutschen) Kinderwelt" in Leipzig oder für den bekannten Bilderbuchverlag von G.Löwensohn (später Pestalozzi Verlag) oder für den Dr. Trenkler Verlag ebenfalls in Leipzig.
Hier eine Auflistung der Illustratoren in alphabetischer Reihenfolge des Vornamens:
Amelie Bachrich (Wien) 1899 - 1984 war eine österreichische Künstlerin welche 1936 nach London emigriert ist. | |
Arthur Thiele (Leipzig) 1860 - 1936 war ein dt. Kunstmaler, Zeichner und Illustrator der unter anderem auch für Löwensohn tätig war. | |
Anneliese Hinze (Leipzig) 1907 - nach 1994) war eine dt. Auquarellmalerin | |
Carl Ernst Fischer, der den Künstlernamen Cefischer verwendete, war einer der meistbeschäftigten Zeichner des Hans Kunterbunt. Er wurde am 7.3.1904 in Frankfurt geboren und ist auch dort am 12.4.1974 gestorben. Nach dem Besuch einer Kunstgewerbeschule war er in der Zwischenkriegszeit als Illustrator und Gebrauchsgraphiker tätig. Er zeichnete für verschiedene Zeitschriften, unter anderem für die "Fliegenden Blätter" und die "Lustigen Blätter". Seit 1937 war er Redakteur und Pressezeichner bei der "Frankfurter Illustrierten". Gegen Ende des zweiten Weltkrieges verlor er bei einem Bombenangriff beide Arme. Er erlernte das Malen mit dem Mund und arbeitete seit 1948 wieder als Zeichner bei der neugegründeten "Frankfurter Illustrierten", für die er die bekannte Figur des Katers Oskar erfand, dessen Erlebnisse als Zeichenserie zehn Jahre lang wöchentlich in der "Frankfurter Illustrierten" erschienen und wiederholt in Buchform aufgelegten wurden. Daneben illustrierte er etliche Kinderbücher, von denen das Bilderbuch "Ping und die Schatzinsel" (1950) das bekannteste ist. Carl Ernst Fischer war Mitbegründer der Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler und wurde mehrfach ausgezeichnet, 1965 mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Weniger bekannt sind die umfangreichen und schönen Illustrationen, die er in den 30er Jahren für den Hans Kunterbunt schuf. | |
Carl Storch (1868 - Budapest bis 1955 -Salzburg),war ein österreichischer Zeichner, Karikaturist und Krippenschnitzer der ebenfalls ein gut beschäftigter Zeichner des Hans Kunterbunt war. Carl Storch arbeitete auch für Magazine wie "Jugend", "Fliegende Blätter" und "Simplicissimus" und schuf das bekannte Kinderbuch "Maus und Molli"(1920), in Art von "Max und Moritz" und die bekannten Zwerge "Puckchen und Muckchen". | |
Edwin Hermann Henel (München) 1883 - 1953 war ein dt. Graphiker | |
Karl Rohr (Augsburg) 1891 - 1972 war ein Architekt, Maler, Karikaturist und Autor von zahlreichen Kinderbüchern unter anderem für den Schreiber Verlag | |
Kurt Rübner (1875 - 1965 ) dt. Graphiker | |
Margaretha Wolfinger (1891 - 1954) dt. Zeichnerin, Grafikerin, Illustratorin von Märchen- und Sagenbüchern | |
Marianne Frimberger (1877 - 1965) öst. Kinderbuchillustratorin | |
Rotraut Hinderks-Kutscher (München) 1908 - 1986 dt. Autorin und Illustratorin von Kinder- und Jugendbüchern | |
Toni Wagner-Schilffarth - bisher keinerlei Lebensdaten obwohl es zahlreiche Illustrationen in verschiedenen Publikationen wie z.B. Der Kinderzeitschrift "Die (deutsche) Kinderwelt" und in zahlreichen Büchern vom Dr.Trenkler Verlag Leipzig gibt. |
Weitere Künstler die ich jedoch nicht eindeutig erkennen bzw. wo ich keinerlei Daten bisher gefunden habe sind: Hertha Peters Neumeyer, Ilse Mau, Zeitner Gg., Max Müller, Ottmar Mauder, H. Berthold, Koevesken ?, Uhl, Hoffmann, .
Auf den nachfolgenden Seiten die sich z.Zt. noch in Bearbeitung befinden, sind die Cover der mir vorliegenden Hefte abgebildet sowie Bilder speziell von Cefischer, Carl Storch und zu dem Themen "Erzgebirgische Schnitzereien", Wendt & Kühne und Spielzeugschule Seiffen.