Die (deutsche) Kinderwelt - Eine Zeitschrift für Kinder von 1926 bis 1944
Die Kinderwelt erschien von Januar 1926 bis September 1944, zuerst im Verlag Emil Pinkau & Co, Leipzig,C1 - Wittenberger Str. 15. Eduard Franz Emil Pinkau gründete den Verlag 1873 in Leipzig als Lithografische Kunstanstalt mit dem Schwerpunkt der Massenproduktion von Ansichts-Postkarten.
Ab Heft 2/1929 erschien die Zeitschrift dann im ausgegliederten Eigenverlag 'Die Kinderwelt'. Verantwortlicher Redakteur war hier P. J. Pallmann, Waldheim ( bis Heft 22/ 1930).
Ab Heft 23 / 1930 bis Heft 7/1934 war Verantwortlicher Redakteur : Herr Nippelt .
Ab Heft 8/1934 war dann der verantwortliche Redakteur Jochen Hene, Pößneck in Thüringen, Altenburgerweg 12.
Jedes Heft hatte 8 Seiten, war auf festes Papier gedruckt und pro Jahrgang (Kalenderjahr) durchgehend paginiert, offenbar damit es später zu einem Buch gebunden werden konnte. Die Hefte zeigen das jeweilige Kalenderjahr, nicht aber eine zusätzliche Jahrgangsnummerierung.
Das Konzept an sich folgte einem bewährten Schema und wurde lange nahezu unverändert durchgehalten: Ein großes Titelbild, das zu einem Beitrag im Inneren des Blattes gehörte, auf den beiden Mittelseiten zwei ganzseitige Bilder, die eine Geschichte illustrierten, kurze Geschichten, Märchen, Gedichte und Rätsel. Auch Bildergeschichten (kurze Comic's) tauchten ab 1933 meistens statt der rückseitigen Rätselseite auf.
Der Vertrieb erfolgte über Abonnements bzw. wurden sie auch in Läden verkauft, die Bestellungen bei Abos nahmen die Postämter entgegen. Die Zeitung konnte in Deutschland, 'Deutsch-Österreich', in der 'Tschecho=Slowakei' und in der Schweiz bezogen werden. Der Preis in Deutschland betrug zunächst 10 Pfg.und 2 Pfg. Bestellgeld und ab 1929 - 15 Pfg.einschließlich dem Bestellgeld, in Österreich 20g., später 25g.
Es scheint so gewesen zu sein, dass die Zeitung ab ihrer Umbenennung in Deutsche Kinderwelt 1934, wobei vorübergehend auch das Hakenkreuz im Logo geführt wurde, bis zum sogenannten Anschluss (1938) in Österreich nicht mehr bezogen werden konnte. Der Nationalsozialismus war in Österreich nämlich ab 1933 verboten.
Über die Auflagenhöhe ist (mir) nichts bekannt. Ein auch heute noch vorhandener, relativ großer Bestand auf dem Sammlermarkt lässt aber die Vermutung zu, dass diese Zeitschrift weit verbreitet war. Von Interesse ist diese recht konservativ gemachte Kinderzeitung wegen der Mitarbeit etlicher seinerzeit recht bekannter Zeichner und Kinderbuchautoren mit denen ich mich in den einzelnen Jahren näher beschäftigt habe.
Der Jahrgang 1926 galt bisher unter Sammlern als verschollen und selbst in den Archiven unserer Nationalbibliothek war bisher nichts darüber zu finden. Aber es gab bzw. gibt ihn doch - Dank an Erik John der mir diese Bilder zur Verfügung gestellt hatte.
Mittlerweile habe ich die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig besucht und habe mir den Jahrgang 1926 komplett ansehen können sowie Bilder davon machen können. Mit Sicherheit kann ich nun sagen das das erste Heft im Januar 1926 erschienen ist. Im Februar und März gab es ebenfalls nur ein Heft und wurde dann ab April auf monatlich 2 Hefte erweitert so das es 1926 insgesamt nur 21 Hefte gab.
Teilweise waren den Zeitschriften Bastel- bzw. Spielbögen sowie zum Schulbeginn Stundenpläne und zu Weihnachten Adventskalender beigelegt.
Zu erwähnen wären auch auf jeden Fall die Kinderwelt-Kalender die bereits ab 1927 jährlich zum Jahresende für 1,-M bzw. 0,80 M zusätzlich gekauft werden konnten. Auch hier waren außer dem Kalendarium zahlreiche Geschichten, Märchen und eine Rätselecke sowie wunderschöne Illustrationen vorhanden (werden in den einzelnen Jahren dargestellt).
Onkel Hans (wahrscheinlich ein Pseudonym für P.J. Pallmann dem verantwortlichen Redakteur bis Heft 22/1930) kümmerte sich um seine kleinen Abonnenten und so gab es auch oft etwas zu Gewinnen speziell bei den großen Weihnacht - Preisausschreiben. Besonders erwähnenswert sind auch die besonders schönen Bilder-Rätsel unter anderem von Toni Wagner-Schilffarth
Ab 1939 wurden die Mittelseiten nicht mehr mit zwei ganzseitigen Bildern illustriert sondern lockerer gestaltet. Ab dem Heft 13/1939 wurde auf dem Titelblatt die Bezeichnung "Eine Kinderzeitschrift für Spiel und Spass, Freude und Kameradschaft" eingefügt. Obwohl im September 1939 der zweite Weltkrieg begonnen hatte fand dieser in den Zeitschriften nur sehr wenig Erwähnung. Ab November 1939 wurde auf monatliche Erscheinungsweise umgestellt. Der Jahrgang 1939 hat demgemäß 24, die folgenden Jahrgänge (bis einschließlich 1943) 12 Nummern. Aus Gründen der Papierersparnis musste zufolge höherer Anordnung die Kinderwelt ab dem Heft 1/1944 in einem etwas kleinerem Format und auch nur noch zweifarbig erscheinen.
Die Hefte 5,6,7 und 8 aus 1944 tragen alle die Aufschrift September 1944 und sind wahrscheinlich anlässlich der Einstellung der Zeitung gemeinsam herausgekommen.
Die Abschiedsbotschaft der "Deutschen Kinderwelt" aus dem Heft Nr.8 aus 1944.
Die (deutsche)Kinderwelt war und ist für mich eine der schönsten Kinderzeitschriften der damaligen Zeit, sie hatte alles das was eine Kinderzeitung ausmachen sollte - viele Märchen und Geschichten die die Phantasie der Kinder beflügeln sollte, Anregungen zu spielen oder kreativ tätig zu werden durch die beigelegten Bastelbögen, den Verstand anzuregen durch toll ausgedachte Rätsel, das kulturelle Erbe zu pflegen in dem auch Brauchtum und Lyrik der Gedichte weiter vermittelt wurde. Natürlich spielt auch die visuelle Gestaltung der Zeitschrift eine große Rolle durch die wundervollen farbenfrohen Bilder wurden die Kinder und auch sicherlich die Erwachsenen angesprochen. Leider vermisse ich das heute zum großen Teil.
Ich möchte nun noch mal auf die Verlagsgeschichte eingehen da ich hier einige interessante Aspekte gefunden habe. Angeregt durch den Hinweis in den Oster- bzw. Weihnacht - Preisausschreiben das als Verlosung viele Büchlein verschickt werden habe ich herausbekommen das es hier eine speziell aufgelegte Reihe mit dem Namen "Kinderwelt-Serie" gab. Die darin enthaltenen Büchlein sind übernahmen vom Dr. Trenkler Verlag GmbH Leipzig Wittenberger Str. 15 dem gleichen Sitz wie der vom Emil Pinkau Verlag ausgegliederten Kinderwelt Verlag. Anfang der 30ziger Jahre gab es eine Zusammenarbeit und spätere Übernahme des Dr. Trenkler Verlages durch die Emil Pinkau AG. Laut Aktenbestand des Sächsichen Staatsarchives Leipzig beanspruchte die Pinkau AG 1938 in einem Rechtstreit den größten Teil der Gewinne des Dr.Trenkler Verlages und erhielt auch recht. Lt. Handelsregisterauszug von 1943 gehörte der Dr. Trenkler Verlag GmbH zu 100% der Emil Pinkau AG. Autoren wie Illustratoren wie z.B. Toni Wagner-Schilffarth, Marianne Frimmberger und auch der spätere verantwortliche Redakteur der Deutschen Kinderwelt Jochen Hene waren bei Dr. Trenkler Verlag genannt.Was vielleicht noch interessant ist, ist das 1972 eine Firma Pinkau & Trenkler vom VEB Interdruck Graphischer Großbetrieb Leipzig übernommen wurde.
Ich habe soweit möglich alle Hefte die zur Kinderwelt - Serie gehörten aufgelistet:
Vielleicht gab es ja noch mehr Hefte dieser Art was ich aber bisher nicht nachweisen konnte.
Hier nochmal ein Heft ausführlicher:
Alte Kinderreime von Toni Wagner-Schilffarth
In den angefügten einzelnen Jahren stelle ich meine Sammlung die nicht vollständig ist vor - ich habe alles was interessant sein könnte aufgelistet und soweit mir möglich erläutert, unter anderem viele Lebens- und Tätigkeitsdaten der beteiligten Autoren und Illustratoren. (Ist erst am Anfang - macht sehr viel Arbeit)
Hinweise auf die Beilagen, die mir selber vollkommen fehlen, würde ich sehr begrüßen. Vielleicht können mir andere Sammler die dies lesen da helfen und mir Kopien von den Beilagen schicken um das Ganze zu vervollständigen. Ich bin für jeden weiteren Hinweis dankbar und werde ihn dann entsprechend einpflegen.