Henschelverlag
Der Henschelverlag war der einzige Theaterverlag in der DDR. Er bestand in Ost-Berlin von 1945 bis 1993. Er gehört jetzt zur Gruppe Seemann Henschel GmbH & Co. KG mit Sitz in Leipzig.
Der Bühnenvertrieb übernahm Anfang der 1950er Jahre den Aufbau-Bühnenvertrieb, der von Friedrich Eisenlohr geleitet wurde. Seither hatte die Abteilung Henschel Schauspiel, Monopolstatus bei der Vermittlung von Theaterstücken für die Sprechbühne in der DDR. Die musikdramatische Abteilung Henschel Musik wurde ebenfalls seit Anfang der 1950er Jahre aufgebaut.
Im Henschelverlag wurden nun auch viele wichtige Zeitschriften zu Theater, Film, Unterhaltungsmusik und Kunst herausgegeben, wie Theater der Zeit (1946–1992), Musik und Gesellschaft (1951–1990), Deutsche Architektur (1952–1960), Filmspiegel (1954–1991), Melodie und Rhythmus (1957–1991), Unterhaltungskunst (ab 1955), FF Funk und Fernsehen der DDR (1958–1969), Bildende Kunst (1965–1990) sowie Film und Fernsehen (1973–1990).
1967 übernahm Kuno Mittelstädt die Leitung des Verlages. Der Henschelverlag Kunst und Gesellschaft hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine gefestigte Stellung im Verlagsgefüge der DDR inne. Er konnte zum Beispiel die Veröffentlichung mehrere Werke von Peter Weiss, Volker Braun, Heiner Müller, Rudi Strahl und Günther Weisenborn vorweisen. Zum Stamm der wissenschaftlichen Autoren von Sekundärliteratur gehörten unter anderem Werner Hecht, Fritz Erpenbeck, Horst Seeger und Werner Timm.Die drei Verlagsbereiche Theatervertrieb, Buchverlag und Zeitschriften waren soweit profiliert, dass es bis zum Ende der DDR zu keinen größeren Veränderungen mehr kam.
In den 1980er Jahren hatte der Verlag 125 Angestellte, brachte 70 bis 80 Bücher im Jahr heraus und verlegte noch sieben Zeitschriften. Etwa ein Viertel der Verlagsproduktion ging ins Ausland und brachte dringend benötigte Devisen in die DDR. Bis 1984 erschienen 2000 Buchtitel von 950 Autoren in einer Gesamtauflage von 30 Millionen Exemplaren. In den Bereichen Henschel-Schauspiel wurden bis dahin etwa 2000 Stücke von 650 Autoren und bei Henschel-Musikbühne etwa 300 musikalische Werke verlegt. 1988 erschienen 53 Erstausgaben und 20 Nachauflagen. Der Umsatz lag bei etwa 247 Millionen Mark, der Gewinn bei 3,0 Millionen Mark.