Gerson Löwensohn
Gerson Löwensohn wurde als erstes Kind von 6 weiteren Geschwistern am 01.März 1817 in Fürth als Sohn des jüdischen Handelsmannes Isaak Löwensohn (04.06.1777 - 21.05.1854) und dessen Frau Gritsch Riga Löwensohn (Latvia-Lettland geboren) 18.06.1791 - 05.07.1842. Seine Geschwister waren: Lazarus (1818-1855), Meir (1819-1819), Samuel (1820-1821), Jette (1822-1822), Klara (1823-1823) und Wolf-Löb (1824-1902).
Er besuchte zunächst ab 1823 eine sogenannte Werktagsschule die zur damaligen Zeit 6-7 Jahre besucht wurden und danach ging Gerson auf die jüdische Religionsschule.
Nach dem Abschluss dieser absolvierte er von 1830 bis 1833 eine Lehre als "Gürtler" (kunsthandwerkliche Ausbildung als Metallbildner) bei einem gewissen J.G. Werbeloh in Fürth und übte diesen Beruf weitere vier Jahre aus. Da in Ihm der Wunsch zur Selbstständigkeit gereift war und er im Gürtlergewerbe keine Zukunft sah schloß er eine weitere Ausbildung als Kupfer- und Stahlstecher sowie als Kupfer- und Stahldrucker bei Johann Paul Dreykorn (1805 - 1875) in Nürnberg ab und ging dann als Gehilfe zu dem Nürnberger Kupferstecher und Drucker I.Serz. Parallel dazu besuchte er noch die königliche Kunstgewerbeschule Nürnberg.
Bereits 1838 fertigte er zusammen mit seinem Vater lt. Hinweisen aus früheren Referenzen Kupferdrucke an. Mit diesen Ausbildungsgrundlagen beantragte er am 16. September des Jahres 1843 beim Magistrat der Stadt Fürth die Lizenz für Ausübung der Kupfer und Stahlstecherei sowie der Kupfer- und Stahldruckerei. Am ersten Februar 1844 erhielt er die Konzession für die Kupfer- und Stahlstecherei,
die Druckerei wurde jedoch mit der Begründung abgelehnt: " Die Ausübung der Kupfer- und Stahldruckerey kann dem Löwensohn nicht gestattet werden, da die Kupfer- und Stahldruckerey gleich der Buchdruckerei und der lithographischen Anstalten zu beurteilen ist, sonach dieses Gewerb nicht ohne Gewerbsconcession ausgeübt werden darf und damit deren Ertheilung... die Ansässigkeit erwerben würde. Aus diesem Grund bewarb sich Löwensohn noch im Sommer (14.06.) des gleichen Jahres um die Genehmigung der Ansässigkeit in beiden Sparten, die ihm am 2.September 1844 auch gewährt wurde. Die Fürther Öffentlichkeit wurde am 27.09.1844 per Aushang darüber informiert und am 23.11.1844 bestätigte man dem Kupferstecher urkundlich seine Niederlassung.
Unter diesen Voraussetzungen begann er als Ein-Mann-Kupferplattendrucker - Bilderbögen, Malvorlagen u.a. zu produzieren. Da er für diese Arbeiten mehr Platz brauchte eröffnete er Februar seinen ersten Laden in der Schwabacher Str. in dem er seine eigenen aber auch fremde Produkte anbot.
Mittlerweile hatte er auch geheiratet, seine Frau Helene Lena Löwensohn (geb.Zenner)(30.05.1821 - 04.11.1914) gebar Ihm drei Kinder - Bernhard Löwensohn (1849-1910), Theodore Löwensohn (1853-1931) und eine Tochter Clementine Löwensohn (1847-1923) über die bisher nur bekannt ist, dass sie als junge Frau nach Amerika ausgewandert ist.
Im Juni 1850 kam er um die Bewilligung zur Ausübung der Lithographie ein, die ihm unter Vorbehalt am 03.09.1850 gewährt wurde: "Im Interesse der Betheiligten Litographen, erachten wir es aber für nothwendig, daß die nachgesuchte Erlaubnis nur unter dem ausdrücklichen Vorbehalte gegeben werde, daß ...Löwensohn derselben augenblicklich verlustig wird, sobald er die lithographische Presse zu etwas Anderem als zur Anbringung von farbig bedruckten Verzierungen an Kupfer- und Stahlstiche benutzt.
Er produzierte nun mittlerweile ein ziemlich umfangreiches Sortiment so das er am 14.09.1850 den Laden in der Sterngasse 175 eröffnete in dem er unter anderem Schulatlanten, Stahlstiche von Persönlichkeiten und Stadtansichten, Stamm- und Devisenbilder, Briefbögen sowie Formulare jeglicher Art anbot. Zu dieser Zeit muss er zu mindestens einen Gehilfen gehabt haben da dieser in einer Festrede von Theodor Löwensohn 1894 (ohne Name) erwähnt wird.
Im September 1851 bewarb er sich dann um eine Konzession für eine Steindruckerei, mit der Begründung, die beiden in Fürth ansässigen Lithographen seien mit Aufträgen so überhäuft, daß sie nicht alle erfüllen könnten, er aber besitze keine Genehmigung für die Steindruckerei und müßte folglich alle Aufträge ablehnen. Als die Kammer des Innern in Ansbach das Gesuch abschlug, da Löwensohn die für Lithographen vorgeschriebenen Prüfungen nicht abgelegt hatte, unterzog sich Löwensohn in Bayreuth dieser Prüfung die er am 29.Januar 1852 mit "gut" bestand. Trotzdem wurde erst dem 4 Antrag am 30. November 1853 statt gegeben, da er bis Dato eine weitere Hürde um den künstlerischen Nachweis erbringen musste in dem er mehrere Monate an der königlichen Academie der bildenden Künste in München verbrachte um dann dieses Zeugnis mit der Befähigungs-Note "vorzüglich" beim Magistrat vorlegen zu können. Nun konnte Löwensohn seine lithographische Anstalt gründen und zog mit seiner Firma in die Sternstr. 19 und nannte sich ab diesem Zeitpunkt "Lithographische Kunstanstalt G.Löwensohn" .
Ab 1856 hatte er kontinuierlich seine Firma auf die Produktion von Bilderbögen, dann von Kinder- bzw. Bilderbüchern, ausgeweitet, nach und nach umgestellt und darauf spezialisiert. In den Niederlassungsakten von G. Löwensohn befindet sich ein Schreiben desselben an einen anonymen Adressaten, das diese Behauptung bestätigte. Der Beginn des Briefes, datiert vom 01.10.1856, lautete folgendermaßen: "Mit Gegenwärtigem beehre ich mich, Ihnen die ergebene Anzeige zu machen, dass ich mit meiner seit 12 Jahren dahier bestehenden lithographischen und Colorier-Anstalt, dann Kupferdruckerei, unterm Heutigen eine Verlags-Handlung unter der Firma: G. Löwensohn Verbunden habe. Der Hauptzweig, welcher mit dazu veranlasst, ist, meinen im engeren Kreise mit so grossen Beifall aufgenommen Jugendschriften-Verlag auch auswärts bekannt zu machen, zu welchem Behufe Sie umstehend ein Verzeichnis meiner Artikel finde, welches fortwährend vergrössert werden wird.
Drei Fakten werden hier sichtbar, erstens, dass sich Löwensohn von diesem Datum an immer mehr auf die Produktion von Bilderbüchern festlegte. Zum Zweiten hatte er eigens für diesen Zweig seiner Produktion, der wahrscheinlich hauptsächlich dessen Engagement beanspruchte, eine Verlagshandlung gegründet. In einer Notiz im Börsenblatt des deutschen Buchhandels vom 09.September 1863 (29 Jg. 112/9.Sept.1863, Leipzig 1863 Seite 1895) hieß es ebenfalls, dass er 1856 lediglich den Verlag von Bilderbüchern gegründet hatte. Der dritte Fakt war das erwähnte Verlagsverzeichnis. Dieses Verzeichnis umfasste 7 Buchtitel:
1. Jahreszeiten, die vier. Bilderbuch in gr. 8 mit 12 colorirten Bildern und Text, in farbig gedruckten Umschlag gebunden
2. Gewerbe, Industrie und Handel. Ein Bilderbuch in gr. 8 mit 24 colorirten Bildern auf 12 Blatt
3. Hausthiere, die, in 8. mit 8 colorirten Bildern und Text, geb,
4. Kinderleben, das, in 8. mit Bildern und Text wie oben
5. Tugendspiegel, der, in 8. wie oben
6. Bilderbücher, kleinere, mit 8 colorirten Bildern in steifen Dekkel geb., in 12 verschiedenen Sorten
7. Bilderbücher, dieselben, theils blau, theils rot gedruckt, in einfarbig gedruckten Papierumschlag geb.
Ob es sich nun um eine vollständige Angabe seines Verlagsprogramms handelte, kann nicht ermessen werden, da aus dieser Zeit keine anderen Angaben vorhanden sind. Es war aber sehr wahrscheinlich, dass es sich tatsächlich um ein komplettes Verlagsverzeichnis handelte, zumindest um das der "Jugendschriften", welche vor allem das Thema des Briefes bildeten. Gewiss waren diese Bilderbücher auch von ihm selbst entworfen worden oder es handelte sich um Nachahmungen, da er erstens in einem späteren Aktenprotokoll von "eigenen Erzeugnissen“ sprach, und zweitens wurden lediglich die Titel, aber nicht mögliche Zeichner genannt.
Im "Complete Catalogue of Books, Maps etc. Published in Germany" Januar - Juni 1857 erschienen bei B.Westermann u. Co. in New York werden die warscheinlich ersten 2 verlegten Bücher von Löwensohn aufgeführt:
- Die vier Tages- und Jahreszeiten (Ein Bilderbuch für artige Kinder)
- Der kleine Kasperle (Eine ernste und lustige Geschichte zur Belehrung und Unterhaltung für brave Kinder) mit 8 lithographischen und colorierten Bildern in Tondruck, quer, Größe 4, 16 Seiten - von Weiß, Andreas Christoph (1813-1883)
Im "Catalogue of Books Published in Germany from January to June 1858" erschienen bei F.W. Christern New York werden bereits 13 weitere Bücher genannt die ich im einzelnen dann im Bücherverzeichnis auflisten werde.
1860 waren es bereits 40 Bücher die angeboten werden konnten ! | 1866 gibt es Annoncen im Börsenblatt des dt. Buchhandel über die Betreibung einer Leihbibliothek in den Räumen der Sterngasse. Anfragen und Suche von Büchern wurden ebenfalls über das Börsenblatt abgewickelt. Hierzu brachte Löwensohn auch regelmäßig Kataloge mit den vorhandenen Büchern heraus. | |
1861 legte der bereits 46jährige Löwensohn die Prüfung als Buchhändler ab und beantragte anschließend eine entsprechende Konzession, die Ihm im Juli 1863 auch gewährt wurde. | ||
Im Dezember 1868 gab er einen seiner Commissionsplätze in Stuttgart auf, ein weiterer in Leipzig blieb bestehen. | Ca. 1869 führte er den lithographischen Farbdruck ein der nun die Handkolorierung ablöste und somit eine weitere Steigerung der Produktion auf bis zu 400 Drucke pro Farbe und Arbeitstag ermöglichte. | Er führte am 02.01.1871 die Möglichkeit eines Zeitungs-Abo's in seinem Laden ein. Im Angebot waren Illustrierte Familienzeitungen, Modezeitschriften und vieles mehr. |
Am 24.Februar 1871 stirbt Gerson Löwensohn unerwartet im Alter von fast 54 Jahren an einem Hirnschlag .