Die 3.Generation - Gustav & Robert Löwensohn
Gustav Löwensohn | Robert Löwensohn |
Gustav Löwensohn wurde am 5.Mai 1883 als erstes Kind in Fürth geboren. Zunächst besuchte er die Volksschule und wurde dann Absolvent des Heinrich Schliemann-Gymnasiums und erlernte einen kaufmännischen Beruf. Während des 1.Weltkrieges fungierte er da er mehrere Fremdsprachen beherrschte als Dolmetscher in einem Gefangenenlager. Bereits 1905 bekam er mit 22 Jahren die Einzelprokura übertragen und konnte so bereits eigene Entscheidungen in der Firma treffen. Als Bernhard Löwensohn 1910 starb tratt sein Neffe Gustav an seine Stelle. | Robert Löwensohn kam am 20.März 1895 als drittes Kind zur Welt. Nach dem Besuch der Volksschule und des Humanistischen Gymnasiums begann Robert eine Ausbildung zum Kaufmann im väterlichen Betrieb und eine Ausbildung als Grafikdesigner & Drucker. Im Juli 1914 ging er nach London, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Da aber bereits ein Monat später der 1. Weltkrieg begann, kam er nach Deutschland zurück und meldete sich freiwillig zur Armee in welcher er trotz mehrerer Verletzungen bis Ende Mai 1919 aktiv war. |
Am 19.Juni 1907 heiratete Gustav in Fürth Emmy Mannheimer (1885-1978). Das Paar hatte zwei Töchter Lily (1908-1941) und Dora (1911 - 1976). Ab 1912 wohnte er mit seiner Familie in einer neu erbauten Villa in der Forsthausstr. 43 in Dambach-Westvorstadt.
Todesanzeige Albert Rosenfelder im Börsenblatt des dt.Buchhandels | Nachdem 1919 auch Theodore Löwensohn zurückgetreten war übernahmen nun die beiden Brüder zusammen mit dem Sohn von Albert Rosenfelder (Ernst Rosenfelder) der ebenfalls schon am 12.07.1916 verstorben war das Familienunternehmen der Firma Löwensohn. |
Robert heiratet am 14.06.1919 in Würzburg die Tochter des schwedischen Augenarztes Max Mündheim - Ella-Ruth Mündheim (1895-1942), Sie hatten drei Kinder: Anne-Marie (1920-2015), Hans Felix (1922-1923) und Gerhard (1926-2013). Erst wohnten sie im 2.Stock der Königswarterstr.56 und ab 1928 in einer Villa in der Bismarckstr.25 im Fürther Stadtteil Dambach.
Durch den ersten Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise war die Produktion und der Absatz drastisch zurück gegangen aber durch das vorhanden sein einer modernen Ausstattung kam die Produktion schnell wieder zum laufen und neue Absatzmärkte wurden erschlossen sowie neue Partner gesucht.
Ernst Rosenfelder der bei Löwensohn bereits 1912 eine Ausbildung zum Kaufmann gemacht hatte und in der Zeit danach eine Zeit im Ausland (London, Kanada, USA) verbracht hatte kam 1919 nach Deutschland zurück und heiratete 1920 die bekannte Schriftstellerin Else Dormitzer (Pseud.: Else Dorn) mit der er zwei Kinder (Dora und Albert-Georg) hatte.Bereits 1916 hatte er die Anteile an der Bilderbücherfabrik Löwensohn von seinem Vater geerbt. 1938 emigrierte er nach England. Nach kurzer Internierung auf der Isle of Man kam er nach London zurück und arbeitete dort bis zum Kriegsende bei der Firma Transposters Advertising Ltd.
Im April 1919 nahm man an der damaligen Leipziger Messe im Stenzler Hof teil:
Im April 1923 wird Robert Löwensohn in den Gesamtausschuß der Papier verarbeitenden Indrustrie gewählt . | Um den Absatz anzukurbeln werden werbewirksame Mittel wie die zunehmende Radiowerbung in Anspruch genommen. So findet z.B. am 26.11.1927 um 15:30 Uhr im nordischen Rundfunk in Hamburg eine Lesung des Buches "Das Schneekind (Rheingold) | und am 21. Dezember 1929 um 16:00 Uhr in der Schlesischen Funkstunde - Breslau die Vorstellung des Buches "Mutter sag es mir" statt. |
Im Dezember 1927 bekommt Gustav Löwensohn von der bayerischen Regierung den Titel "Kommerzienrat" verliehen:
Ende 1929 wird der im Dezember 1920 in Wiesbaden gegründete Verlag "Pestalozzi Verlags-Anstalt GmbH" übernommen aber als selbständiger Verlag weitergeführt. | Der Verlag war 1926 nach Berlin Grunewald umgezogen. Wie in Wiesbaden war auch in Berlin Grunewald Kommerzienrat Ludwig Wolf Geschäftsführer. Im Februar 1933 scheidet Ludwig Wolf als Geschäftsführer aus und Gustav Löwensohn übernimmt die Geschäftsführung des Pestalozzi Verlages. Bereits am 15.August 1933 übernimmt Emil Franke die Aufgabe des Geschäftsführer und die Firma heißt fortan; Pestalozzi-Verlag, Graphische Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Sitz der Firma wird nach Nürnberg verlegt. |
Die Zusammenarbeit mit der Firma Klee wird nachdem die Firma im Januar 1927 neue Eigentümer bekommen hatte und diese aus der Sommerstr. auszogen aufgelöst und die Löwensohns zogen sich als Kommandetisten zurück.
1929 gründeten Robert Löwensohn und Ernst Rosenfelder auf Anraten des Montrealer Druckers Louis Vilette in Fürth die BIAS Verlag GmbH. Als Geschäftsführer wurde Pierre Delpeuch eingesetzt der die Firma bis 1940 leitete und dabei fast in den Ruin trieb. Der Name BIAS leitete sich aus dem Logo "Bilderbücher in allen Sprachen" ab. Zweck der Firma war der Vertrieb der Bücher im Ausland. Eine Niederlassung wurde in Paris gegründet. 1941 wurde Louis Vilette Mehrheitsgesellschafter, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Nach dem Krieg verblieb die Firma bei Louis Vilette und es gab eine monetäre Entschädigung an die Familie Löwensohn. Die "Societe nouvelle des editions Bias/Edition Bias veröffentlichte bis 1992. Eigentümer wurden in den späteren Jahren u.a. Editions Touret und Editions Milan.
Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 geriet das jüdische Unternehmen Löwensohn mit all seinen Betriebsteilen immer mehr in Schwierigkeiten.
Ein Auszug aus einer Liste von jüdischen Firmen die durch die "Arisierung" enteignet und geschlossen werden sollten !
Als Vorsitzender des Fachverbandes konnte Gustav Löwensohn erreichen, dass das Gesetz, das Juden vom Drucken und/oder Verlegen ausschließen sollte, erst zwei Jahre später in Kraft trat als ursprünglich geplant. Die Reichsschrifttumskammer setzte das Ende ihrer verlegerischen Tätigkeit auf den 31.Dezember 1937 fest. Schließlich musste das Unternehmen zum 01.12.1937 an die Kunstanstalten May AG (KAMAG) in Dresden verkaufen. Der Kaufpreis betrug 571.290,- Reichsmark allerdings beschlagnahmten davon die Behörden 95%. Die neuen Eigentümer präsentierten bei der Leipziger Buchmesse 1938 den Verlag unter dem Namen "Pestalozzi-Verlag Graphische Gesellschaft mbH" abgeleitet aus dem 1929 übernommenen "Pestalozzi Verlagsanstalt" wiesen aber in einer Werbeanzeige darauf hin, daß es sich hierbei um den ehemaligen Bilderbuchverlag G.Löwensohn handle. Am 31.12.1937 emigriert Gustav mit seiner Frau und den beiden Töchtern nach Holland und von dort nach Belgien wo er in Brüssel verhaftet wurde, weil er verbotenerweise mit der Straßenbahn fuhr. Am 31.Juli 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert. Robert flüchte nach dem Zwangsverkauf im August 1938 nach Frankreich wo Ihm und seine Familie der bereits in den 30ziger Jahren gegründete Filialverlag BIAS zunächst ein gewisses Auskommen ermöglichte. Nach mehrfacher Internierung wurden auch sie 1942 deportiert. Die Kinder Anne-Marie und Gerhard überlebten mit falschen Papieren unter dem Namen Langlois.