past children's  books

Meine Sammlung - Alte Kinder- und Jugendliteratur

Felicitas Kuhn - Klappschy

Die wohl meist beschäftigte Illustratorin des Pestalozzi Verlages nach dem Krieg, war wohl Felicitas Kuhn geb. Klappschy. Sie wurde am 03. Januar 1926 in Wien geboren. Als Tochter eines Zahnarztes der verstarb als sie gerade mal 4 Jahre alt war und einer Mutter die das Talent ihrer Tochter schon in frühen Jahren erkannte, sorgte diese dafür, dass ihre Tochter bereits mit 14 Jahren eine graphische Ausbildung an der "Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt" in Wien aufnehmen konnte um diese Begabung zu fördern. Diese Schule die bereits 1888 gegründet wurde gehörte bereits damals so wie heute zu den führenden Schulen in diesem Bereich. Unter anderem absolvierte sie eine Ausbildung in Kupferstich bei Prof. Hans Ranzoni (1896-1991 österr. Grafiker). Nach Unterbrechungen durch den Krieg schloss sie die Ausbildung 1947 ab und war zunächst als Illustratorin im Kunsthistorischen Museum in Wien tätig. 

Die Wunderwelt

1948 begann sie dann als Mitarbeiterin bei der österreichischen Kinderzeitschrift "Die Wunderwelt". Die "Wunderwelt" ist die bekannteste österreichische Kinderzeitung der Nachkriegszeit. Sie erschien ab März 1948 und gab es bis Mitte 1986 bevor sie dann mit einer in Deutschland erscheinenden Jugendzeitschrift zusammengelegt wurde. Felicitas Kuhn arbeitete dort bis Ende 1956 und war für diverse Cover und den Märchen der Mittelseiten verantwortlich. Sie Illustrierte 44 Titelblätter und 88 Textillustrationen zu Märchen und anderen Geschichten ab dem Heft 14/1948 bis zum Heft 18/1957. Bereits Anfang der 50ziger Jahre wurden deutsche Verlage auf Felicitas Kuhn aufmerksam und so erschienen dann die ersten Bücher mit Illustrationen von Ihr auch im Pestalozzi Verlag Fürth. 

Peterles Weihnachtsgeschichte

1950 war auch das Jahr in dem sie Ihren Mann den Werbetexter Helmut Kuhn heiratete. Ihr Mann unterstützte sie in der Entfaltung ihrer künstlerischen Talente indem er ihr in bürokratischen Angelegenheiten zur Seite stand und vertrat sie auch nach außen, damit seine Frau in der Branche als weibliche Künstlerin nicht ausgebeutet wurde. Er sorgte auch dafür Werke seiner Frau in einer privaten Sammlung zusammenzuhalten, da sie dazu neigte ihre Verlagsmuster großzügig zu verschenken. Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor und im weiteren drei Enkel und zwei Urenkel. Das Ehepaar lebte in Baden.

Schallplatten-Bücher, Quartette, Lottospiele & Puzzle

Während ihrer Tätigkeit als Illustratorin, zeichnete sie vor allem in Feder und Aquarell für über 100 Kinder- und Märchenbücher die Bilder wobei einige davon Auflagen mit über 900.000 Exemplaren hatten. Ihre Bücher wurden in 15 Ländern verkauft. Hinzu kamen noch Illustrationen für Quartette, Kinderspielkarten, Glückwunsch- und Weihnachtskarten, Adventskalender, Spardosen u.a.m.. Sie selbst liebte in Ihrer Kindheit die Illustrationen von Ludwig Richter (1803-1884), Ernst Kutzer (1880-1965) und später Arthur Rackham (1867-1939). Außerdem hatten es ihr die Romantiker wie beispielsweise Moritz von Schwind (1804-1871) angetan, der ihr ein Vorbild für die Komposition einer stimmungsvollen Umgebung für Märchenszenen war. Ihr eigentliches Markenzeichen waren aber vor allem das Kindergesicht mit den halbmondförmigen Augen, dem lachenden Mund und den Apfelbäckchen. 

Sonstige Bilderbücher

Leider wird das umfangreiche Werk Kuhns von der „seriösen“ Kinder- und Jugendliteraturforschung kaum beachtet, obwohl ihre Bilderbücher seit Jahrzehnten von Kindern geliebt und noch immer neu aufgelegt werden. Die meisten ihrer Bilderbücher werden als Kaufhausbilderbuch, ihr Stil als kindertümelnd abgewertet. Um diese Ignoranz abzuschaffen, hat die deutsche Autorin und Illustratorin Nina Dullek (1975) einen Preis für Illustratoren ins Leben gerufen den "Goldenen Pinsel". Erste Preisträgerin war 2020 die damals 94jährige Felicitas Kuhn die bis zu diesem Zeitpunkt ca. 300 Kinderbücher illustriert hatte. Am 26. Februar 2020 wurde ihr der Preis überreicht.

Goldener Pinsel

 

Ihre Wahl begründet Nina Dulleck wie folgt:

 

Sie hat den Buchmarkt in den 70er, 80er und 90ern mit ihren kindnahen, anmutigen und technisch hochwertigen Illustrationen vor allem zu den Märchen geprägt. Wenige kennen bisher ihren Namen, doch im deutschsprachigen Raum sind wohl alle schon mit ihren Bildern in Berührung gekommen. Wir hatten vier ihrer Bücher zu Hause. Es kommt mir vor, als hätten wir eine ganze Bibliothek mit ihren Werken gehabt. Doch das liegt vermutlich daran, dass mir ihre Bücher im Kindergarten wie auch in der Grundschule begegnet sind und ich sie immer wieder und wieder zur Hand genommen habe. Ich habe Stunden damit verbracht ihre Bilder zu betrachten. Nebenher habe ich lesen gelernt.

 

 

Es hat mich, seit ich selber als Illustratorin tätig bin, über die Jahre stets gewundert, dass diese Künstlerin in meinem Land bisher keine nennenswerte Würdigung gefunden hat (soviel ich weiß). Nachdem ich Jahre lang darauf gewartet habe, dass endlich jemand darauf kommt, sie für ihr Lebenswerk zu ehren, habe ich nun beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Felicitas Kuhn verstarb am 04. Oktober 2022 in Baden bei Wien.

Zum Schluss eine Auflistung der im Pestalozzi Verlag erschienenen Bücher (nicht vollständig)